Der Maler und seine «Haurisan»
1951 eröffnete dieser Maler mit Namen Josef Haefeli in
Oberentfelden die Lindenapotheke. Zum Vorstellungsgespräch empfing der
Apotheker die damals 20-jährige Elisabeth Fritz mit Blöckeflötenspiel. «Das
hat mir imponiert», erinnert sie sich.
Während 15 Jahren arbeitete sie für Josef Haefeli, der
im Beruf ein genauer Mensch und als Künstler eine chaotische und
fantasievolle Natur war. Einer, der ständig mit blauer Tasche, Velo, Farbe,
Stift und Block unterwegs war und an vielen Orten seine Werke ausstellte.
Haefeli blieb sein Leben lang ledig, flickte einen offenen Saum mit dem
Bostitch und erfand Rezepte, von denen er behauptete, sie seien original
mexikanisch. Josef Haefeli war aber auch ein grosser Japan-Fan, sprach
japanisch und nannte Elisabeth Fritz «Haurisan».
Ein Porträt, das er von Elisabeth Fritz malte, zeigt
sie mit dem kirschroten Herzmund einer Geisha und dem Teint einer
Mexikanerin. Das sei sein allerliebstes Gemälde, verriet er ihr damals.
In ihrem Wintergarten betrachtet Elisabeth Fritz ihr
gemaltes Bildnis. «Ich erkenne mich überhaupt nicht wieder. Heute nicht und
damals nicht.» Kurz vor seinem Tod wollte der Maler ihr das Porträt
schenken. Fritz wollte nicht, weil sie wusste, wie sehr er an diesem Bild
hing. Als Haefeli starb, fragte sie seine Familie, ob sie es haben dürfte.
Es wird das einzige Bild sein, das sie vom grünen Maler behält.
Die Beziehung zwischen Elisabeth Fritz und Josef
Haefeli beschränkte sich nicht auf die Apotheke. Nicht nur der Chef, auch
seine Angestellte malte gerne. Gemeinsam fuhren sie im Sportwagen in die
Hügel des Suhrental. Immer fuhr sie – Haefeli war zeitlebens Velofahrer. Die
beiden malten unterschiedlich: Sie malte gelbe und violette Kühe, er nach
der Natur. Die Landschaft mit allen Grüntönen war ein grosses Thema in
seiner Malerei – daher sein Übername.
Im Dorf erzählte man sich damals, dass Elisabeth Fritz
die Geliebte des Malers sei. Es war ihr egal. Der Maler seinerseits scheute
sich nicht, seiner Angestellten zu sagen, dass dieser oder jener Mann nicht
der richtige für sie sei. Nicht der Richtige war einer schon, wenn er ihr
die Tür nicht aufhielt.
1979 heiratete Elisabeth Fritz. Eifersüchtig war ihr
Mann Rudolf nie auf den Chef seiner Frau. Er selber war ein Kunde der
Apotheke und kunstinteressiert obendrein. Das Ehepaar reiste viel. Einmal
sogar mit dem Maler nach Indien.
Der einsame Maler
Als der Apotheker pensioniert wurde, zog er in eine
kleine Wohnung. Er war einsam. Fast jeden Tag war er beim Ehepaar Fritz zu
Gast. Waren sie nicht zu Hause, sass er in ihrem Garten und malte. Sogar
wenn es schneite.
Im Alter von 81 Jahren starb der grüne Maler. In der
Todesanzeige stand: «Von seinem Wesen her war er allem Schönen zugetan.» Zum
Schönen in seinem Leben gehörte auch Elisabeth Fritz.
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