Aus dem Gemeindearchiv

1903 Geschichte Schulen


Geschichtliches über das Schulwesen in der Gemeinde O.Entfelden

Der Vorstand der kant. Lehrerkonferenz richtete im Jan. 1903 an die Lehrerschaft des Kantons in einem Cirkular das Gesuch um Angaben über den Schulhausbau im abgelaufenen Jahrhundert. Die diesbezüglichen Fragen und die gegeb. Antworten lauten.

1. Wann hat die Gem. O.Entfelden ihr erstes Schulhaus erstellt?

Anwort: Nach unserm Gemeindearchiv baute die hiesige Gemeinde im Jahr 1744 ein neues Schulhaus (ob das erste?) auf der nämlichen Stelle, wo das heutige steht. Es war ein hölzernes, mit Stroh gedecktes Haus mit einem einzigen grossen Raum. Dieser war durch eine Bretterwand in die hintere (untere) und vordere (obere) Schule geschieden. Die Schultische waren beschaffen wie Wirtstische. Die Schüler sassen zu beiden Seiten, gegeneinander ‘Front’ machend, und oben war der Dachraum oder das finstere Gaden. Wehe dem Schüler, der da eingesperrt werden sollte; denn da oben spuckte die alt lederig Frau.

2. Wann hat sie dieses erste durch ein anderes ersetzt? Oder das alte umgebaut und erweitert?

Das alte wurde erstmals ersetzt im Jahr 1796 und zwar an der gleichen Stelle, wo das frühere. Dieses neue war aber wieder eine hölzerne Strohhütte. Der Unterschied gegen das alte bestand darin, dass rechts und links vom Hauseingange je eine Schulstube mit zwiefachem Raum eingerichtet wurde. Die Wirtstische schuf man in wirkliche Schultische um. [1]

Dieses ‘Haus’ genügte aber nur bis zum Jahr 1818, indem damals wegen der ‘zunehmenden Bevölkerung eine dritte Schule herbeigeführt’ werden musste, ‘für welche wir’, sagt der Vorschlag des Gemeinderates an die Gemeindeversammlung wörtlich, das von Daniel Häfliger alt Statthalters in Pacht genommene Haus widmeten.’
 [Aarauerstrasse 12; Ersetzt durch Schulhaus Dorf. Auf der anderen Strassenseite]
‘Dieses Lokal wurde aber ebenso wenig von den betreffenden Schulinspektoren, als von dem Bezirksschulrate zu Aarau anerkannt, sodass wir ununterbrochen durch Schreiben aufgefordert wurden, für diese Schule ein besser dienendes Lokal anzuschaffen, war wir ohngeacht aller Mühe nicht haben entdecken können.’

Die Gemeindeversammlung fasste darauf (am 26. März 1829) «einhellig mit Handaufheben ‘ den Beschluss: Es solle ein neues wohleingerichtes gemauertes mit Ziegeln gedecktes u. mit hinreichendem Platz versehenes Schulhaus erbaut werden.’ Wie schon i.J. 1827 für einen grösseren Schulplatz nördlich vom heutigen Schulhaus gesorgt worden ist, besagt das Gem. Protokoll vom 14. April 1827. Auf den Antrag des Reg. rates Lüscher liess die Gemeinde auf ihre Kosten das beim Schulhaus stehende, dem Rud. Kyburz gehörende Haus (Strohhütte) abbrechen u. am Eisengütligraben wieder aufstellen. (Dislokationskosten 100-120 Fr. a.W.) Am 20 Mai 1830 wurde das alte Schulhaus an Sam. Kyburz, Bleikesämis um 580 Frs. u. W. ‘zum Abbrechen’ verkauft u. im Jahr 1831, da der Schulfond auf 3400 Fr. angewachsen war, mit dem Neubau begonnen.

Aus den Ortsbürger-Protokollen eine Randnotiz
Nach zwei negativen Abstimmungen zur Errichtung einer 5. Schule droht der Kanton mit dem Entzug der Zahlungen an die Schule. Darauf wird am 14.12.1889 eine 5. Schule beschlossen.

Dieses letzte Schulhaus genügte 59 Jahre also bis 1890. Da kaufte die Gemeinde, um die überfüllte Schule zu entlasten, das Schuhfabrikgebäude, wo vorerst die Arbeits- und die Fortbildunsschule, später noch eine Oberschule untergebracht wurde, während die Gemeindekanzlei und Archiv, wieder ins Schulhaus zurück wanderte.

Die Gemeinde aber, welche in ihren Opfern für das Schulwesen stets etwas haushälterischen Sinn an den Tag gelegt hat, wird erst ernstlich an die Lösung ihrer Aufgabe herantreten, wenn der letzte Rest der Eisenbahnschuld getilgt sein wird, was in 2 Jahren der Fall sein könnte.
Die Lokalitäten in der Schuhfabrik entsprachen aber in keiner Weise ihrem Zwecke als Schulzimmer: Zu niedrig, dunkel und unverhältnismässig in den horizontalen Dimensionen. Sie haben daher auch bei den tit. Oberbehörden keine Anerkennung gefunden u. an Mahnungen u. Aufforderungen von dieser Seite, bessere Schulräumlichkeiten zu erstellen, hat es bis zur Stunde nicht gefehlt.
G. Kyburz, Lehrer Schuljahr 1902/03
Schulchronik Fortbildungsschule 3.5.1867-10.04.1922  C 202/005


[1] Aus neuem Konferenz-Vortrage des alt Lehrer Ludwig Lindegger, welche lt. eig. Aussage in dieser Schule selbst die Anfangsgründe des Lesens, Schreibens u. Rechnens beigebracht wurden.

 

1906

Oberentfelden 1906


Bericht über die Gemeinde O. Entfelden und den Turnhallenbau [1906]

a. Allgemeines

Das Dorf O. Entfelden hat nach der eidg. Volkszählung vom 1. Dez. 1900 336 Haushaltungen mit 1521 Einwohnern. Seither hat die Bevölkerung etwas zugenommen.

Das Dorf zählt 272 Gebäude verschiedener Art mit einer Gesamtschatzung von Fr. 2‘752750.

An diesen Häusern sind 69 teilweise oder ganz mit Stroh bedeckt, die übrigen mit Ziegeln.

Die Bevölkerung treibt zum Teil Landwirtschaft, viele Arbeiter finden aber in den Fabriken und Geschäften von Aarau und namentlich in der Schuhfabrik C.F. Bally Söhne in Schönenwerd ihren Verdienst in der Gemeinde selbst bestehen folgende Fabriken:

 

A. Bürstenfabrik A. Walther-Walther mit 80 Arbeitern.

B. Cartonfabrik Rudolf Knoblauch mit 30 Arbeitern

C. Gips und Gipsdielenfabrik G. Knoblauch mit 20 Arbeitern

 

Die Gemeinde zählt gegenwärtig an Stimmfähigen 203 Bürger und 161 Einwohner, total also 364 Stimmfähige.

An der Spitze der Gemeinde steht ein Gemeinderat, bestehend aus folgenden 5 Mitgliedern.

Gemeindeammann Jakob Schweizer, Landwirt (1848-1929)

Vice-Gemeindeammann E. Thut-Bächli, Landwirt (1855-1927)

Gemeinderat Rd. Widmer, Zimmermann (1836-1914)

F. Haberstich, Schneider (1871-1944)

E. Knoblauch, Cartonfabrikant (1880-1962)

Alle von Oberentfelden

 

Gemeindeschreiber ist Hermann Haberstich, Notar (1880-1962) von Oberentfelden

An Vereinen zählt die Gemeinde

1 Schützengesellschaft, 1 Bürgerturnverein, 1 Grütliverein mit Turnsektion

1 Männerchor, 1 gemischten Chor, 1 Töchterchor, 1 Musikgesellschaft, 1 Leseverein ‚Leist‘ ??, an gemeinnützigen Gesellschaften: 1 Käsereigesellschaft, 1 Wasserversorgungsgesellschaft, 1 Brunnengenossenschaft ‚Holz‘, 1 Viehzuchtgenossenschaft, 1 Konsumverein, 1 Krankenkasse, 1 Krankenverein, 1 Blank….

 

b. Die Schule

Am 23. Sept. 1906 fand die feierliche Einweihung des neuen Schulhauses statt, an der nicht nur sämtliche 300 Schulkinder, Behörden und Vereine, sondern die ganze Einwohnerschaft nebst einem vielhundertköpfigem weitern Publikum sich beteiligte.

Nach einem Umzug durchs Dorf wurde vom Präsidenten der tit. Schulhausbaukommission der Bau dem tit. Gemeinderat übergeben und von Gemeindeammann Schweizer namens der Gemeinde übernommen.

Den Schülern wurde auf dem Festplatz hinter dem Schulhause ein Essen serviert, ebenso den Ehrengästen. Reden wurden gehalten vom Herrn Erziehungsdirektor, Pfarrer Müri von Oberentfelden. Oberst Suter von Oberentfelden in Bern und Professor Pfr. Bolliger in Zürich, der namentlich darauf hinwies, dass die Gemeinde auch die nötige Turnhalle bald erstellen möge. Nachdem sich die Vereine und Schüler produziert hatten, schloss die Feier mit einem Lampionumzug der Schuljugend und einem gelungenen Feuerwerk.

Am 23. Okt. siedelten dann die Schulen in das neue Schulhaus über. Die Schule hat gegenwärtig folgende Einteilung.

1. I. Unterschule: 1. und die Hälfte des 2. Schuljahres  65 Schüler

Lehrerin Frl. L. Lindegger von Oberentfelden angestellt seit Frühjahr 1904. Besoldung 1400 Fr.

2. II. Unterschule: die Hälfte des II. und des III. Schuljahr    61. Schüler

Lehrer Herr G. Suter, von Oberentfelden angestellt seit 1. Juli 1863, Besoldung 1400 Fr.

3. Mittelschule IV. Klasse nebst einigen Schülern der III. Klasse          62 Schüler

Herr Jakob Neeser von Oberentfelden

Angestellt seit Juli 1894 Besoldung 1500 Fr.

4. Oberschule V. und VI. Klasse = 58 Schüler

Lehrer; Herr. Joh. Baumann von Attelwyl. angestellt seit Herbst 1889. Besoldung 1500 Fr.

5. Fortbildungsschule Dieselbe zählt 3 Jahreskurse, es findet eine Aufnahmeprüfung für die Schüler der absolvierten V. Klasse statt. Schülerzahl 46

6. Arbeitsschule: Dieselbe zählt 2 Abteilungen. An der obern Abteilung wirkt Frau Marie Haberstich von Oberentfelden seit 1877.

An der untern Abteilung wirkt Frau Hanna Ammann-Thut von Oberentfelden seit November 1903.

7. Bürgerschule. Dieselbe zählt eine untere und eine obere Abteilung. Schulpflichtig sind sämtliche ortsangesessene Jünglinge schweizerischer Nationalität, die jeweilen bis zum Jahresschlusse das 16. Altersjahr vollendet und das 19. Noch nicht zurückgelegt haben.

Schuldauer 1. November bis 31. März, wöchentlich je 4 Stunden Unterrichtsstoff: Lesen und Aufsatz, Rechnen und Vaterlandskunde.

Lehrer Herr G. Kyburz, seit Nov. 1895

Herr Jakob Neeser seit Nov 1895

Sämtliche Schulen werden beaufsichtigt von Herrn Schulinspektor Graf in Küttingen und von der tit. Schulpflege Oberentfelden.

Diese besteht aus folgenden Mitgliedern

Präsident Herr Dr. med. Rychner

Vicepräsident zur Zeit unbesetzt

Aktuar: Herr Pfarrer W. Müri

Mitglieder A. Walther-Walther

E. Thut, Vice-Ammann

 

c) Der Turnhallenbau

Die Gemeindeversammlung vom 2. April 1905 beschloss den Bau eines neuen Schulhauses und einer separaten Turnhalle, welch letztere auch zu Vereinszwecken und ev. auch zur Abhaltung von Gemeindeversammlungen gebraucht werden soll.

Die von der Gemeindeversammlung gewählte Baukommission bestand damals aus folgenden Mitgliedern:

Präsident: J. Walther-Häfliger

Vice-Präsident G Walther, Gemeindeammann

Aktuar: L. Brugger, Gemeindeschreiber

Mitglieder: Dr. O. Rychner, Arzt, W. Müri, Pfarrer, A. Walther-Walther, G. Knoblauch, Gipsmüller, Heinrich Thut-Haberstich, Rd. Walther-Vogel, A. Kyburz, Posthalter, G(ottlieb). Bodmer-Studer (Zimmermann und Brunnenmeister, 1860-1933), G. Haberstich, Zimmermann, F. Lüscher-Rieben, G. Suter, Lehrer, J. Neeser, Lehrer

Vorerst wurde nur der Schulhausbau in Angriff genommen und der Bau der Turnhalle auf das Jahr 1906 verschoben.

Während des Schulhausbaues traten mehrere Mitglieder aus, die zum Teil durch neue ersetzt wurden.

Als die Kommission im Juli 1906 ernstlich sich mit dem Turnhallenbau beschäftigte, bestand sie aus folgenden Mitgliedern:

Präsident  Herr F. Lüscher-Rieben,

Vice-Präsident G. Bodmer-Studer

Aktuar  J. Neeser, Lehrer

Dr. O. Rychner, Arzt, A. Kyburz, Posthalter, Rd. Widmer, Gemeinderat, E. Knoblauch, Gemeinderat, G. Suter, Lehrer, G. Haberstich, Zimmermann,

G. Knoblauch, Gipsmüller, Rd. Walther-Vogel, (besuchen seit einem halben Jahr die Sitzungen nicht mehr.)

Aus der Konkurrenzausschreibung für das Schulhaus besass die Kommission Pläne für eine neue Turnhalle von den Herren Architekten …. In Zürich und Zuber in Aarau. Allein sie gefielen nicht durchwegs. Eine Abordnung besuchte dann die neue Turnhalle in Meisterschwanden, die dann auch sehr gut gefiel. Der Ersteller jener Turnhalle wurde dann beauftragt, uns ein Projekt für unsere Verhältnisse auszuarbeiten. Herr Baumeister Fischer in Lenzburg kam unsere Aufforderung sofort nach. Sein Projekt stellte sich allerdings auf 43‘800 Fr.; dafür aber ist es ein Bau, der sich sehen lassen darf.

In der Gemeindeabstimmung vom 30. Sept. wurde das Projekt Fischer acceptiert und die Kommission trat am gleichen Tage zur Vergebung des Rohbaues zusammen.

a. Die Erd-, Maurer- und Verputzarbeiten um Fr. 15‘695.90 an das Baugeschäft Tottoli & Müller in Zofingen.

b. Die Zimmerarbeiten um Fr. 8467.10 an Jb. Fehlmann und Wälti Zimmerleute in Oberentfelden und Schöftland.

c. Lieferung der Granitsockel; an Tottoli und Müller in Zofingen um Fr. 1000.

. Kunststein (?) um Fr. 1470 an das gleiche Geschäft.

d. die Freitreppen in Granit um Fr. 417.50. auch an Tottoli & Müller

e. Dachdeckerarbeiten um Fr. 1850. An Paul Widmer Dachdecker in Oberentfelden

f. Die Spenglerarbeiten um Fr. 1010.45 an Rd. Frey, Spengler Unterentfelden.

 

Sofort wurde mit dem Bau begonnen, und daselbst ist bis heute ohne Unfall und bei schönstem Wetter soweit vorgeschritten, dass nächster Tage mit dem Versetzen der Fenstersockel begonnen werden kann. Voraussichtlich wird der stattliche Bau mitte Dez. 1906 unter Dach sein.

 

Mögen darin künftige Turnlehrer die Jugend der Gemeinde heranbilden zu einem gesunden, kräftigen Nachwuchs. Mögen darin unsere Jünglinge ihren Körper stählen zum Kampfe im Weltgetriebe! Und möge endlich das… Werk bei Versammlungen und festlichen Anlässen erklingen zum Wohle der Gemeinde und des l. Vaterlandes!

Oberentfelden, d.     1906

Namens der Baukommission

Der Präsident:

Der Aktuar: J. Neeser

Namens des Gemeinderates:

Der Gemeindeammann

Der Gemeindeschreiber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marie Thut (oo Häfliger) * 1918

Oberste Reihe . Vierte von Rechts

Klasse Haefliger-Thut

Schulhausumbau 1918-1921

Schulhausumbau_C_358.pdf

Als Grundlage wurden Pläne von Eduard Walther Architekt und Direktor bei Walther Bürsten AG genutzt, die wir von seinem Enkel Nik Walther 2019 erhalten haben.

Diese Einträge werden ergänzt

1956 Schulhauseinweihung und Jugendfest